[ Handlung ] [ Weitere Info ] [ Info Filmdatenbank IMDb ]

Title Shutter Island
Originaltitle: Shutter Island
Regie: Martin Scorsese
Darsteller: Leonardo DiCaprio, Mark Ruffalo, Ben Kingsley, Max von Sydow, Michelle Williams, Emily Mortimer, Patricia Clarkson, Jackie Earle Haley
Erscheinungsjahr: 2010
Land: USA
Stichwort: Migräne, Psychose, Halluzination, Psychiatrie, Literaturverfilmung, Veteran
Release: 19.02.2010

Handlung
Amerika der 50er Jahre: Aus dem Ashecliffe Hospital, das vor der Küste Boston's auf Shutter Island liegt und gefährliche Psychopathen wegschliesst, ist unerklärlich eine Patientin verschwunden. Detektiv Teddy Daniels und sein Assistent Chuck Aule sollen den Fall untersuchen. Statt die Lösung zu finden, verwickeln sich die beiden in ein Komplott. Erst spät kommt die noch dramatischere "Lösung" ans Licht. Daniels - von Aule überwacht - bewegt sich als Folge einer Schuldpsychose zwischen Realität und Halluzination, ein Zustand von dem er auf Shutter Island geheilt werden soll.


Weitere Info
nach dem gleichnamigen Roman von Dennis Lehane (2003)

Daniels zweifelt im Verlauf der Handlung immer mehr an seinem Gedächtnis, an seinen Wahrnehmungen, seinen Gegenern und seinem Partner. Erst spät kommt ihm zum Bewusstsein, dass er in eine Anstalt gehört und zwar als Patient nicht als Polizist, dass er deshalb auf Shutter Island geschickt, d.h. eingewiesen wurde.
Der Film ist eine Innensicht seiner gestörten Wahrnehmungen und Empfindungen. Scorsese ist es grossartig gelungen, ihn aber auch als Film gestörter Wahrnehmung des Zuschauers ablaufen zu lassen. Erst vom Ende her gesehen entwickelt die Eingangsszene ihre ganze filmische Tiefe. Man erinnert sich, dass sie seltsam "flach", ohne Tiefenschärfe und Details war. Zwei Männer stehen an der Reling einer Art Geisterschiff, hinter ihnen ein detailloser bleierner Himmel, der nichts Gutes verheisst. Halluziniert der Held diese Überfahrt? Er ist dabei zweifach beeinträchtigt, durch Migräne und Seekrankheit - der Kopf und der Bauch versagen ihm den Dienst.
Scorsese bedient sich so - von Szene zu Szene - meisterhaft der strukturell "psychopathischen Voraussetzungen" der Filmwahnehmung überhaupt. Sie besteht ja nur daraus, dass nichts Reales als extrem real erkannt wird. Was ist ein Filmbesucher anders als Daniels auf Shutter Island?
Allerdings überfrachtet der Film den Helden mit "dunklen Flecken" der Vergangenheit (Schuld als Soldat im Zweiten Weltkrieg, Schuld als Ehemann) und setzt den Zuschauer nicht zuletzt dadurch die Fährte des Thrillers folgen, der auf Effekte eher als auf Erklärungen aus ist. Aus dem Labyrinth der belastenden Erinnerungen und der erschreckenden Erlebnisse scheint kein anderer Weg herauszuführen als das Gruseln. Nachdem diese Durststrecke überwunden ist, entfaltet der Film aber wieder sein ganzes Potential der doppelten Realität, des Wahns, der die Wirklichkeit für Daniels erträglich machen soll.
Die Unfähigkeit, Daniels Phobien von den möglicherweise realen Schrecken einer psychiatrischen Behandlung der 50er Jahre unterscheiden zu können, macht, dass der Zuschauer am Ende nicht weiss, ob Daniels zur endgültigen operativen Vernichtung abgeführt wird oder ob ihm tatsächlich auf dieser Schreckensinsel geholfen werden kann.
Auf dem Hintergrund dieser filmischen Verunsicherung erweisen sich die emanzipatorischen Erlebnisse einer Gruppe von Patienten in "Einer flog über's Kuckucknest" als falsche Gewissenheiten. Die Grenzen zwischen Patienten und Therapeuten, die dort nach dem Schwarz-Weiss-Schema mit der Grenze zwischen Gut und Böse zusammenfielen, sind jetzt aufgehoben. Der Schrecken der psychiatrischen Krankheit mischt sich in die Befürchtungen gegenüber möglicherweise falschen Therapien.
Die Erzählkurve vom tragischen Optimismus einer Psychiatrie-Anklage zum kruden Report über die Tragik der Geisteskrankheit ist erschreckend. Was bleibt, wenn heute konstatiert werden kann, das die "Verrückten" nicht von ihren Fesseln befreit werden müssen sondern auf eine Psychiatrieinsel zu verschiffen sind, nur um überhaupt ihrer selbst wieder gewiss zu werden.
Das Scorsese seinen Fall in den 50er Jahren ansiedelt, gibt vielleicht der Hoffnung Raum, man habe seitdem andere Wege der Heilung erforscht oder sogar begangen.



Filminfo aus der IMDb Datenbank
[ Info Filmdatenbank IMDb ] [ Trailer ]

Copyright © 1998-2006 by Nikotto
modified by xiah