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Title Idioten
Originaltitle: Idioterne
Regie: Lars von Trier
Darsteller: Bodil Jørgensen, Jens Albinus, Anne Louise Hassing
Erscheinungsjahr: 1998
Land: Dänemark
Stichwort: auffällig, Rollstuhl
Release: 20.05.1998

Handlung
Eine Gruppe junger Menschen bildet eine Gemeinschaft vorgeblich geistig-körperlicher "Idioten", um sich und die Umwelt auf die Probe zu stellen.


Weitere Info
Im Zusammenhang mit "Idoten" ist ein kleiner pseudo-dokumentarischer Film zu sehen, der auch als eine Art von "Making of...." eines Musikclips verstanden werden kann:

Lars von Trier & the Idiots All Stars Band (26/11/10)
Der "Musikclip" erzählt für die Dauer eines einfachen Songs von der Zusammenarbeit des Regisseur/Sängers von Trier mit einer Gruppe behinderter Menschen.
Der Film setzt noch vor dem Titel mit einer kurzen Szene ein, indem man eine Gruppe junger Menschen sieht, die gerade aus einem Bus gestiegen zu sein scheint.
Darauf sieht man den mittlerweile weltbekannten Regisseur Lars von Trier, wie er in einem Studio ein einfaches, sentimentales Liedchen aufnehmen läßt, das ein verliebter Mann, der sich als "fool" und "Schüler" bezeichnet, seiner "Lady" vorträgt. Dieser will von ihr nicht gleich ein Jawort zur Hochzeit. Dafür scheint der Abstand der beiden voneinander zu groß. Er erhofft sich aber ein bißchen Liebe von ihr.
Nach einiger Zeit sieht man, wie eine Gruppe junger, sichtlich schüchterner und leicht verängstigter junger Menschen von jungen Betreuerinnen in einen Studioraum geführt werden. Nach anfänglichen Schwierigkeiten scheinen alle Mitglieder der Gruppe die Kopfhörer akzeptiert zu haben, die ihnen nun erlauben, in den Sologesang von Triers einzustimmen. Sie bilden einen wortlosen melodischen Chorgesang zum Refrain, der mit den Worten beginnt¨You are a Lady………
Während von Trier die letzte Strophe seines Liedchens beendet, beginnt der Chor nach anfänglich melodisch reiner Begleitung sowohl die Melodik als auch die Gleichgestimmtheit mit dem Sänger zu verlassen. Das Lied und die Szene klingen aus mit einem Chor, in dem so ziemlich jeder seine eigenen stimmlichen Wege geht und in dem das Verhalten der Mitglieder immer weniger der Norm entspricht. Zwar stimmt immer noch alles recht und schlecht zusammen, aber nicht so wie wir es aus einem normalen Musikstudio gewohnt sein mögen.
Dieser "Videoclip" will zeigen, wie Menschen, die ein weitgehend geistig-seelisches Handicapp haben, sich darein finden und können bzw. dazu gebracht werden können, mit einem Solosänger, der ganz offensichtlich kein Profi des Musikgeschäfts ist, zusammenzuwirken. Das sicht- und hörbare Produkt entspricht zwar nicht unseren Erwartungen an die Musikindustrie, es unterhält uns aber und belehrt uns über die Möglichkeiten seelisch-geistig Behinderter und den Umgang mit ihnen.
Der Film übermittelt diese Botschaft mithilfe von Schauspielern, die scheinbar sich selbst spielen, in Wirklichkeit aber eine Rolle übernommen haben. Selbst Lars von Trier, der in diesem Fall sich selbst spielt, scheint von seiner Realität als bekannter Regisseur Abstand nehmen zu wollen. Er präsentiert sich dem Publikum in der Rolle eines Amateurs.
An zwei Stellen des Films könnte ein Bruch der Botschaft vermutet werden. Beide hängen eng mit der Mitwirkung des Chors zusammen. Es sollte stutzig machen, daß eine Gruppe Behinderter, die sich ganz offensichtlich in die Welt eines Musikstudios erst einfinden müssen, in dieses geführt werden und dann fast übergangslos melodisch und synchron in ein Lied einstimmen. Zugleich macht u.U. stutzig, daß eine Gruppe junger Menschen, die sich zum Schluß ganz offensichtlich wohler fühlen in der musikalischen Entgleisung, anfangs "ganz normal" und fehlerfrei einen Chor anstimmen.
Die "Faszination" des kleinen Musikstücks dürfte für Zuschauer, die einem kurzen "Behindertenfilm" zuzuschauen gewillt sind, so groß sein, daß sie nicht nur über diese beiden "Brüche" hinwegzuhören und zu -sehen geneigt sein dürften. Bei näherer Betrachtung, deren der Film unbedingt bedarf und deren er durchaus würdig ist, ergibt sich ein sehr vielschichtiges Gebilde, das eine ganze Fülle von Aussagen über die Beziehung zwischen "Behinderung" und "Normalität macht.
Es soll hier nur noch angemerkt sein, daß alle Personen, denen ich diesen Film vorgeführt habe und mit denen ich darüber diskutiert habe, ihn als eine durchaus respektierliche, interessante und diskussionswürdige Darbietung bezeichnet haben. Niemand kam es in den Sinn, darin ein Sich-Lustig-machen zum Schaden behinderter Menschen zu sehen.

Lars von Trier (bürgerlich Lars Trier)
geboren am 30. April 1956 in Kopenhagen)
dänischer Filmregisseur und Drehbuchautor.
1992 gründete von Trier zusammen mit dem Produzenten Peter Aalbæk Jensen die Filmproduktionsfirma Zentropa, die heute die erfolgreichste und größte Produktionsstätte für Film (TV und Kino) in Dänemark ist.
1995, dem 100. Geburtsjahr des Kinos, begründeten von Trier, Vinterberg, Levring und Kragh-Jacobsen die Dogma-Bewegung mit dem Dogma-Manifest, das eine realistisches Form der Filmerzählung fordert: Nur Szenenmusik, keine Kulissen, Einsatz der Handkamera, kein Kunstlicht, keine Kostümfile u.a.m.



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