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Title The Devil Inside
Originaltitle: The devil inside
Regie: William Brent Bell
Darsteller: Fernanda Andrade, Simon Quarterman, Evan Helmuth
Erscheinungsjahr: 2012
Land: USA
Stichwort: Epilepsie, Anfälle, Schizophrenie, Psychose, Exorzismus
Release: 00.00.0000

Handlung
Isabella Rossi besucht nach 20 Jahren ihre Mutter Maria in der römischen Centrino-Klinik. Sie will endlich wissen, ob diese die drei gestandenen Morde wirklich verübt hat, die sie während eines Exorzismus begangen haben will. Die alte, nicht wiederzuerkennende Frau scheint bessessen. Isabella ruft die beiden Priester Ben und David zur Hilfe, die sich des angeblich zwischen Medizin und Religion liegenden Falls annehmen - mit erschreckenden Folgen.


Weitere Info
Mock-Documentary des (Sub)Genres "Exorzismus"

Unter den Krankheiten, die als Besessenheit missverstanden werden können wird beim vatikanischen Fortbildungskurs für Exorzisten besonders Schizophrenie hervirgehoben und Epilepsie nur kurz erwähnt. Eine der beiden Exorzisten erwähnt nur kurz, dass epileptische Anfälle bei der besessenheit auftreten können, wie sie Maria Rossi aufweist.
Die vielen gezeigten Anfälle ähneln nur entfernt realen epileptischen Anfällen durch Verkrampfen der Glieder und rollende Augen.
Mehr als an eine irgendwie geartete Ähnlichkeit mit epileptischen Anfällen geht es den Autoren auch eher um Anklänge an "The Exorzist", die sich besonders beim Aufbäumen liegender Körper, knarrende Geräusch beim Verrenken von Gliedern und geräuschvolle Gewaltausbrüche ergeben.

siehe "Anfallssequenz" http://de.kino.yahoo.com/blogs/filmblog/exklusives-special-und-szene-devil-inside-110632015.html

trailer: http://www.youtube.com/watch?v=uWPGSbHlI2w&feature=fvst

Priester: This is a combination of science and religion. Based on my background on medicine.......
multiple demonic posession.............
..........allerhand Anfallsartiges...........gepaart mit Gewalttätigen

Bemerkenswert die folgende Video-Rezension, siehe http://www.youtube.com/watch?v=RzLkjlyFDgc

Zwei junge Mädchen schildern und kommentier die Handlung des Films. Von Horrorhaftem, Gewalt und Anfallartigem ist dabei viel die Rede aber nie von Epilepsie oder (epileptischen) Anfällen - bis zum Schluss, als die Rezensentinnen den Ausgang der Geschichte zu verraten beginnen. "Everyone ist dead."
Dem voran gehen Bemerkungen wie:
The main chick... (?) falls.... (?) and öh,öh,öh (zuckend zurückgeworfener Kopf)...
she is having a seizure.... let's go to help her, wo need to go to the hospital, she is always seizing..... Doktoren und Krankenschwester in Panik......... "blood everywhere"....

Später wird geschildert und gezeigt, wie die Besessene jemand zu erwürgen sucht..."shaking her head".......
"She contorts...." (mit zuckend zurückgeworfenem Kopf gesprochen).

Folgt die Beobachtung, dass die Besessenheit "is spread by touch"; denn von der Mutter springt der "Virus" zum Exorzisten, zur Tochter und anderen Beteiligten über.

Die Tatsache, dass Horrorfilme, aber nicht nur sie, Epilepsieartiges in ihre Handlung einbauen, bedeutet nicht, dass hier von Epilepsie die Rede ist. Immerhin ist die riskante These zu verfolgen, ob nicht im Subtext doch davon die Rede ist, ein Text, der selten genug Eingang findet in die bewusste Perzeption oder gar Beschreibung der Handlung. Und wieviel vom Subtext taucht wieder auf, wenn der Kinogänger seine häufig sehr schematischen Vorstellung von Menschen mit Epilepsie und Anfällen aktiviert?

Pseudodokumentarische Bilder des Bessenseins
Exorzismusfilme rufen mythische Vorstellungen von Krankheit herauf
Der neueste Exorzismusfilm „Devil Inside. Nach einer wahren Begebenheit“ erzählt von Maria Rossi, die während eines Exorzismus drei Priester umgebracht hat und ihrer Tochter Isabelle, die 20 Jahre danach einen Film über ihren Fall dreht. Filmemacherin Isabella Rossi fährt begleitet von einem Kameramann nach Rom, wo ihre extrem gewalttätige Mutter aus unerklärlichen Gründen in einer psychiatrischen Anstalt festgehalten wird. Filmend will sie die Wahrheit über ihre Mutter ans Licht bringen.
In der „Schule der Exorzisten“, die sie „im Vatikan“ besucht, dokumentiert sie die aktuelle kirchliche Lehre und Praxis des Exorzismus, der bei Schizophrenie, Epilepsie und anderen Psychosen nur dann angewandt wird, wenn die Besessenen nachweislich nicht krank sondern vom Teufel heimgesucht sind.
Sie findet zwei anti-vatikanische Exorzisten, die den Teufel mit medizinischen Mitteln und dämonischen Anrufungen zugleich auszutreiben suchen. Ihr Film dokumentiert zum Schluss das Besessensein der Mutter, den Selbstmord eines Exorzisten und ihre eigenen Anfälle unter dem Einfluss des Teufels. Das „Filmdokument“ endet mit einer verzweifelten Fahrt im Krankenwagen durch Rom zu einem kirchlich bestellten Exorzisten, deren Ausgang ungewiss bleibt.
„The devil inside“ ist (noch) nicht in deutschen Kinos zu sehen aber auf DVD erhältlich. Nur hart gesottene Fans des Filmgenres „Horror“ können daran Freude haben. Der Film kann aber auch als Kompendium dessen betrachtet werden, was sich heute an Gewalt, Pseudomedizin und abergläubischem Fanatismus im Kino (und nicht nur dort) unter dem Subgenre „Exorzismusfilm zusammenbraut. Was Menschen fürchten könnten, wenn sie an Geisteskrankheiten gepaart mit Anfällen denken, es ist hier zusammengetragen.
Ausser der skrupellosen Bilderflut ist dem Film ein medialer Trick gelungen, mit dem er sich in die Reihe der Mockumantary einreiht (siehe z.B. „Der letzte Exorzismus, USA 2010“). Allen, die solche Horrorfilme schlecht gefilmt, unlogisch, verlogen und absurd – kurz indiskutabel finden, gräbt er von vornherein das Wasser ab. Er kommt von Anfang bis Ende als amatorialer Dokumentarfilm daher, als Mockumentary eben (Mock / Schein + Dokumentarfilm). Wer nicht glaubt, was er zu sehen bekommt, dem wird implizit geraten, genauer hinzugucken. Es ist doch alles digital festgehalten. „Devil inside“ ist eben ein Dokument der Evidenzbesessenheit. Exorzismus, so heisst es dann auch im Verlauf des Geschehens brauche nicht begründet zu werden. Es reicht zu akzeptieren, was man sieht. Anstelle des Glaubens ist gleich zweimal der Augenschein getreten.
Natürlich lässt der aufgeklärte Filmbesucher solche Genrewerke links liegen. Natürlich redet heute kein vernünftiger Mensch mehr davon, dass Epilepsiekranke geisteskrank und Geisteskranke besessen sind. Doch muss man mit Verwunderung feststellen, dass seit 1973 dem Jahr, in dem „The Exorzist“ in die Kinos kam, die Schreckbilder der „grossen Anfälle“ und des neurologisch bedingten Kontrollverlusts in der Gestalt erfundener, angeblich dokumentierter, zuweilen der Wirklichkeit tatsächlich entlehnter Fälle die alten Mythen Schatten auf die moderne Leinwand werfen. Der Kinohorror kann Sache der Horrorfreunde bleiben. Was er über die Bilder im Kopf des Kinopublikums aussagt, sollte Gegenstand auch sozialmedizinischer Reflektionen werden.
Info-Kasten: Meilensteine des Exorzimus-Films:
The Exorzist (Der Exorzist). Regie: William Friedkin, USA 1973

The devil inside. Regie: Willem Brent Bell, USA 2012
The rite (The rite – Das Ritual). Regie: Mikael Håfström, USA 2011
The last Exorzism (Der letzte Exorzismus). Regie: Daniel Stamm, USA 2010
Requiem: Regie: Hans Christian Schmid, Deutschland 2006
The Exorzism of Emily Rose (Der Exorzismus von Emily Rose). Regie: Scott Derrickson, USA 2005
The cell. Regie: Tarsem Singh, USA 2000
Stigmata. Regie: Ruppert Wainright, USA 1999

stefan heiner, 13.12.2012



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