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Title Il divo
Originaltitle: Il divo
Regie: Paolo Sorrentino
Darsteller: Toni Servillo, Anna Bonaiuto, Piera Degli Esposti
Erscheinungsjahr: 2008
Land: Italien
Stichwort: Migräne, Anfälle
Release: 23.05.2008

Handlung
Giulio Andreotti, angesehen, machtbewusst, undurchschaubar ist seit vier Jahrzehnten in Italien einer der bestimmenden Politiker. Der "Göttliche" (il divo) ist selbst international bekannt für seine Schlagfertigkeit, sein Machtgespür, seinen Opportunismus, seine Verbindung zum Vatikan und zur Mafia. Seine Gestalt - ein Buckel und "dämonisch" abstehende Ohren - hat damit nur rein zufällig etwas zu tun.



Weitere Info
Anfang der 90er Jahre steht Andreotti kurz vor seiner 7. Amtszeit als Ministerpräsident. Seine größte Genugtuung ist die Macht, mit der er eine Symbiose eingegangen ist. Macht wie sie ihm gefällt, starr und unwandelbar, so dass alle Wahlkämpfe, alle terroristischen Anschläge, alle üblen Beschuldigungen über die Jahre hinweg spurlos an ihm abgleiten. Er ist allem gegenüber gleichgültig und sich selbst stets treu. Bis die stärkste Gegenmacht des Landes, die Mafia, beschließt, ihm den Krieg zu erklären. Andreotti garantiert ihr nicht mehr die gewohnte Unantastbarkeit. Der Unantastbare kommt darum als "mafioso" selbst vor Gericht. Freigesprochen wird er wieder unter die "onorevoli" (Abgeordneten) im Parlament aufgenommen, diesmal sogar auf Lebenszeit. Ganz unbeschadet hat ihn das Intermezzo mit der Justiz jedoch nicht gelassen.

Paolo Sorrentino lässt mit "Il Divo" - Giulio Andreotti wird nach dem "göttlichen Julius Cäsar)" spöttisch-verehrend genannt - das verkörperte Böse sprechen. Wie in "L’Amico di Famiglia" porträtiert er das Monster auch körperlich, diesmal buckelig und mit starken Migräneanfällen. Darin nicht nur dokumentarische Treue sondern auch metaphorische Anspielungen zu sehen, mag erlaubt sein. Nietzsche litt an starken Kopfschmerzen, auch Adrian Leverkühn, Thomas Mann's dem Teufel verschriebener Helden. Shakespeare steht Pate bei dieser Zuweisung des Charakters zu körperlichen Gebrechen: die Buckligen Richard III und Shylock. Die Reihe der migränekranken Machtmenschen ist lang. Kapitän Larsen, der kranke Darwin-Anhänger in Jack London's "The Seawolf" hat heftige Migräneanfälle.
Sorrentino's Andreotti ist ein kurzsichtiger Vampir mit abstehenden Ohren, steif und emotionslos. Sein Bürokratengehabe erinnert an Eichmann, so wie man ihn aus dem Dokumentarfilm « Ein Spezialist » kennt.
Am Schluss fällt Sorrentino ein vernichtendes Urteil über seinen Anti-Helden: Alle Mühen war für Nichts.

In der Tat, man mag die pointierte, ironische Intelligenz Andreottis bewundern, seine Fähigkeit, alle und alles zu überleben. Fragt man ihn oder sich nach dem Ergebnis seines Lebenswerks, bleibt kaum eine Reform, kein Gesetz, keine mutige Wende, kein politisches Projekt in Erinnerung - nur das manische Verwalten der Macht im eigenen Sinne. Göttlichkeit ist bei dem ewige Spötter nicht zu erkennen und mit Cäsar hat dieser im Grunde tatenlose Zyniker nichts gemein.



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