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Title Eine Dame verschwindet
Originaltitle: The Lady Vanishes
Regie: Alfred Hitchcock
Darsteller: Margaret Lockwood, Michael Redgrave, Paul Lukas
Erscheinungsjahr: 1938
Land: UK
Stichwort: Halluzination, Hirntrauma
Release: 01.11.1938

Handlung
Eine Lawine hat den Orientexpress gestoppt. Die Reisenden müssen in einem überfüllten Hotel unterkommen. Während der Weiterfahrt am nächsten Tag verschwindet die englische Agentin Miss Froy. Ihre Reisebekanntschaft, Iris Henderson, stösst bei allen Reisenden, die die beiden gesehen haben, auf gespieltes Unverständnis. Niemand will sie mit Miss Froy gesehen haben. Iris beginnt selbst daran zu glauben, einer Halluzination verfallen zu sein.


Weitere Info
Das Zugpersonal und mehrere Mitreisende (meist Paare) haben jeder einen besonderen Grund dafür, das nicht zu Leugnende zu leugnen: zwei englische Cricket-Fanatiker, die Angst haben, den Anschlusszug in Basel durch einen möglichen Zugaufenthalt zu verpassen, ein Paar, das einen Skandal fürchtet, wenn ihr ehebrecherischer Urlaub ans Licht kommt, zwei Gaukler, die dem mitreisenden Kulturminister der feindlichen Macht zu Gefallen sein müssen, das Zugpersonal, das vom feindlichen Agenten gekauft ist.

Dass der hilfreiche Nervenarzt, der so väterlich vertrauensvoll "Halluzination" bei Ires diagnostiziert, der alles organisierende Oberspion ist, gibt der ganzen Geschichte eine besondere Note. Er ist übrigens eine vertraute Figur im Universum des ärztlichen Eingreifens im Spielfilm: der Arzt als Ursache der Krankheit. Ires als weibliche Figur, der "Hirngespinste" sehr interessiert unterstellt werden, ist ebenfalls ein Klassiker der Filmgeschichte.

Die angebliche "Halluzination" von Ires erklärt sich - richtig falsch - durch einen Blumentopf, der ihr kurz vor der Abreise auf den Kopf gefallen ist. Im Nachhinein erscheint dieser Vorfall als durchaus nicht zufällig. Es handelt sich um die erste Attacke auf Miss Froy, die dabei neben Ires stand.

Nichts in diesem naiv und komisch daher kommenden, zeitweise irreal wirkenden "Hitchcock" ist, was es scheint - auch nicht die Komik und die Naivität der frühen Filmepoche. Das Geheimnis der englischen Agentin Froy besteht nur in einer Abfolge von Tönen, deren Sinn der Film - der McGuffin-These von Hitchcock getreu - nicht enthüllt. Zu spät (oder gar nicht?) entdeckt sich der Liebhaber von Spion- und Detektivgeschichten als einmal wieder einem unsinnigen "plot" verfallen. Nur dass bei Hitchcock diese inhaltliche Leere bewusst eingesetzt wird, während sie in den meisten anderen (Bond)-Filmen unter grossem und kostspieligen Gedröhn zusammenzubrechen vorgibt.

Die Weigerung der Mitreisenden, die Realität von Miss Froy zuzugeben, ist auch keineswegs so krankhaft "irreal", wie man auf den ersten Blick anzunehmen geneigt ist. Ein Körnchen alltaglichen Wahsinns findet sich sowohl in der Krickett-Sucht der Engländer als auch in der Skandalfurcht der des desillusionierten Liebespaares. Ganz zu schweigen von der Wirkung des Geldes auf den Wahrnehmungssinn des Menschen.
Irreal ist schliesslich - wie es sich gehört - die ganze filmische Reise in einem fahrenden Zug. Spielt diese sich doch zwischen einem stehenden Eisenbahnwagon, "dahinrasenden" Modellen und perfekt eingesetzen Hintergrundfilmen (Rückprojektionen) ab.
Der Filmbesucher mag sich heute über die unrealistisch wirkende Handlung mockieren. Er wird mehrmals hinsehen müssen, bis er erkennt, dass er selbst immer wieder "Hirngespinsten" aufgesessen ist.


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