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Title Buddenbrooks, Die
Originaltitle: Buddenbrooks, Die
Regie: Heinrich Breloer
Darsteller: Armin Mueller-Stahl, Iris Berben, Jessica Schwarz
Erscheinungsjahr: 2008
Land: Deutschland
Stichwort: Hypochondrie, Typhus, Zahnbehandlung, Literaturverfilmung
Release: 25.12.2008

Handlung
Familie Buddenbrooks steht im Zenith ihres öffentlichen Ansehens und ihres kaufmännischen Erfolgs. Sie kann diese Position aber nicht halten. Den führenden Familienmitgliedern geht der Sinn für das Kaufmännische immer mehr ab. Der jüngste Firmenerbe stirbt an Typhus. Geschäftliche Fehlentscheidungen, Krankheiten und persönliche Schicksalsschläge führen zu einem drastischen Abstieg. Die neureiche Familie Hagenström tritt an ihre Stelle.

Weitere Info
Diese Filmversion des gleichnamigen Romans von Thomas Mann (189?) erzählt in der klassischen Form des Historienfilms vom Aufstieg und Fall eines hanseatischen Bürgeradels. Die Autoren verweben dabei geschickt und überzeugend unterschiedliche Verläufe, die zum Sturz der Dynastie führen. Am Anfang steht eine familiär-geschäftliche Fehlentscheidung des Familienpatriarchs Jean Buddenbrook. Er verheiratet aus Geschäftsräson seine vielversprechende Tochter Antonia an einen Mitgiftjäger, der vier Jahre nach der Hochzeit Pleite macht. Nach Jeans Tod übernimmt Thomas die Geschäfte allein, weil sein Bruder überhaupt nicht für’s Geschäft taugt und wechselnden Nervenleiden ausgesetzt ist. Dabei bleibt bewusst in der Schwebe, ob es sich dabei um pure Hypochondrie oder um eine stark beeinträchtigte Gesundheit handelt. Das Ergebnis, die Familienführung empfindlich zu schwächen bleibt das Gleiche. Thomas Hochzeit mit der holländischen Kaufmannstochter Gerda bleibt der einzige geschäftliche Coups, der ihm gelingt. Auch er fällt falsche Entscheidungen als Kaufmann.
Die öffentliche Meinung nimmt den Verfall der Familie Buddenbrooks und das geschäftliche-familiäre Erstarken der konkurrierenden Hagenströms nicht wahr. Diese erfreuen sich eines höchst modernen Geschäftssinns und einer beneidenswerten Lebenskraft bei der Erzeugung von Nachkommen. Sie werden am Schluss das weitläufige Palais der Buddenbrooks bewohnen, das durch deren Aussterben praktisch verwaist geblieben ist.
Die Schicksalsschläge, denen die Buddenbrooks ausgesetzt sind, erklärt ausreichend ihr Ende. Und doch lässt der Film das ästhetische Theorem des Romans nicht ganz ausser Acht. Demnach vertragen sich Kunst und Leben, Kunstverstand und Lebenstüchtigkeit nicht. Im Leben unterliegt, wer darüber zu viel nachdenkt und darüber schreibt. Mann hatte damit seinen eigenen Aufstieg als Literat aus einer den Geschäften verpflichteten Familie zu erklären versucht. Seine eigene Familiengeschichte bot aussergewöhnlich reichen Stoff für diese Weltsicht.
Der Film setzt zum Glück nur begrenzt auf das mann’sche Theorem. Die Krankheiten der Buddenbrooks werden ebenso realistisch geschildert wie ihre Fehlentscheidungen. Weder die lebenskräftige Antonie noch die Familie Hagenström dienen dem Geschehen aufdringlich als Kontrastfolie. Toni wirkt darum im Film keineswegs liebenswert-dümmlich wie im Roman. Und Hermann Hagenström ist so gezeichnet, dass man sich sehr wohl eine Verbindung zwischen den strebsamen und nicht unsympathischen Aufsteigern und der überempfindlichen Bürgerdynastie vorstellen kann. Immer wieder zeigt der Film Begegnungen zwischen Hermann und Toni, in denen diese keineswegs den Ekel zum Ausdruck bringt, den sie im Roman zur Schau trägt. Dass Kunstverstand und Geschäftssinn sehr wohl eine erfolgreiche Verbindung eingehen können, dafür ist Gerdas Vater das beste Beispiel. Im Film unterstreicht Thomas das dann auch.
Was die „Müdigkeit“ bei Hanno bewirkt, bleibt im Filn gegenüber dem Roman auch stärker in der Schwebe. Er steht in der ständigen Auseinandersetzung zwischen mütterlichem Feingefühl und väterliche Pflichtforderung. Auf einen Erfolg in der Kunstausübung wagt er nicht zu setzen. Dafür ist er zu „müde“ – was Thomas Mann und sein Bruder Heinrich ja durchaus nicht waren. Im Roman ist Hanno dann auch den elementarsten Lebensanforderungen nicht mehr gewachsen. Die berühmte Schulepisode, die der Film – der Zeitökonomie aber auch der Bedeutung wegen – völlig auslässt, steht dafür.

Die Filmautoren konzentrieren sich auf das ansprechende und unterhaltsame Historiengemälde. Den ästhetischen Sinn desselben nimmt der Zuschauer mit, ohne allzu sehr dadurch belastet zu sein. Der Film optiert also implizit für die Lebenskraft der Kunst, wie der Autor seiner Vorlage. Er beschreibt Dekadenz begründet sie aber nicht anders als durch das wechselvolle Schicksal einer historischen Existenz. Weder Musik noch Typhus werden ihmwirklich zur Metapher. Der Romanautor gibt sich da weniger „ökonomisch“ und unterhaltsam. Das mag man dem Film ankreiden. Sagt uns die historische Beschreibung von Schicksalen noch etwas? Oder ist sie „nur“ noch unterhaltend. Gewollte oder ungewollte Vorbilder dieser „Buddenbrooks“ – Viscontis Leopard und Selznicks „Vom Winde verweht“ hatten aber auch kaum etwas anderes im Sinn als die „höhere Unterhaltung“, der Thomas Mann selbst grosse Bedeutung für sein Schaffen einräumte.



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