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Title This is love
Originaltitle: This Is Love
Regie: Matthias Glasner
Darsteller: Corinna Harfouch, Jens Albinus, Duyen Pham, Jürgen Voge zzz
Erscheinungsjahr: 2009
Land: Deutschland
Stichwort: Alkoholismus, Depression
Release: 20.09.2009

Handlung
Die Polizeikommissarin Maggie verhört den mordverdächtigen Chris. Sie wurde alkoholkrank durch den unerklärlichen Weggang ihres Mannes. Er hat sich in eine vietnamesische Kinderprostituierte verliebt. Das Verhör gestaltet sich zu einer Aufarbeitung von unerträglichem Schmerz, den die Liebe zufügen kann.


Weitere Info
" Maggie liebt ein Phantom. Den Mann, der sie vor Jahren verlassen hat, hat sie durch Alkohol ersetzt, einen exzessiven Gefährten, aber immerhin treu. 'Die Geister der Liebe' nennt Glasner das. Vielleicht bringt er in seinem Film - etwa in einer mit Musik untermalten, verzweifelten 'Liebesszene' zwischen dem Mann und dem Kind - manchmal zu viel Verständnis für diese Geister auf. Aber es gibt sie nun mal. Und es erfordert nicht wenig Mut, sich ihnen auf der Leinwand zu stellen." Andrea Hünniger, Abgrund des Begehrens, Die Zeit, 19.11., Nr. 48, S. 58

5 Kommentare

Die Liebe als Fluch: Der neue Film von Matthias Glasner zeigt das Zugrundegehen von Menschen an Schmerz, Leiden und Einsamkeit aufgrund verlorener oder unerfüllbarer Liebe.
This is Love

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Die unglückliche Liebe und die Einsamkeit – emotionale menschliche Zustände, deren zerstörerisches Potenzial nahezu jedem bekannt sein dürfte. Einsamkeit als soziales und psychologisches Phänomen von Isolation kann die Vorstufe zu Depression, zu negativen Bewältigungsstrategien wie Alkoholismus oder zu schweren Psychopathologien sein. Von jeher übt Einsamkeit als Betrachtungsgegenstand der Künste einen geradezu magischen Reiz aus, denn sie ermöglicht einen Zugang zu gemeinhin unfassbaren Normabweichungen menschlichen Verhaltens, deren äußerlich nicht erkennbare Ursache sie ist.

So gelang Regisseur Matthias Glasner mit seinem preisgekrönten Film Der freie Wille (2006) ein erschütternder Blick auf die irreversiblen Folgen von Einsamkeit und die verzweifelte Seele eines Triebtäters, der an seiner Unfähigkeit zur Liebe zugrunde geht.
This is Love

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Mit This Is Love wendet sich Glasner erneut der dunklen Seite menschlicher Emotion zu und erweitert seinen Blick auf die Folgen der verlorenen und der unerfüllbaren Liebe, hinter welchen sich wiederum die tief kodierte Angst vor Einsamkeit verbirgt.

Der Film erzählt die Geschichten von vordergründig sehr unterschiedlichen zwei Menschen: Maggie (Corinna Harfouch), eine Polizeikommissarin, hat die Liebe verloren, als sie und ihre kleine Tochter vor sechzehn Jahren urplötzlich und ohne zunächst begreifbaren Grund von ihrem Mann verlassen wurden. Chris (Jens Albinus) hat zusammen mit seinem Kumpel Holger (Jürgen Vogel) das achtjährige vietnamesische Mädchen Jenjira (Lisa Nguyen) aus einem Bordell in Saigon freigekauft und, als seine Tochter getarnt, mit nach Deutschland gebracht. Hier will er sie an „Adoptionswillige“ weiter verkaufen. Doch dann geht alles schief.
This is Love

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Die Wege von Chris und Maggie kreuzen sich, als Chris unter Mordverdacht und nach einem Selbstmordversuch in Maggies Verhörraum sitzt. Was auf den ersten Blick wie eine TV-Krimistory anmutet, entwickelt sich zu einem beeindruckenden Psychogramm der beiden gebrochenen Protagonisten. Und obwohl auf einer Handlungsebene miteinander verbunden, bleiben die beiden Geschichten autonom nebeneinander stehen: Maggie, die Einsamkeit und Verzweiflung mit Alkohol zu betäuben versucht, hat eigentlich weder Interesse an der Geschichte von Chris noch am Schicksal der verschwundenen Jenjira. Chris wiederum will sich nicht öffnen und sucht offensichtlich den Tod.

Glasner zeichnet differenzierte Porträts vom Menschen, die an einem Punkt angelangt sind, von welchem es ohne äußere Impulse keine Abkehr mehr gibt, wo die Beschädigungen an der Seele irreversibel geworden sind und wo Lethargie obwaltet.
This is Love

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Dabei hat Maggie ihre Verletzungen verinnerlicht – sie bekennt sich zu ihrem Schicksal mit würdevoller Offenheit; schon zu Beginn führt This is Love Maggie mit ihrem Voice-over-Monolog ein und lässt sie von ihrem Schicksal berichten. Corinna Harfouch kreiert hier das Porträt einer gebrochenen Frau ohne Larmoyanz, denn die Tränen sind längst versiegt. Maggies eigentliches Interesse an Chris’ Fall entfacht sich erst mit der Erkenntnis, dass es zwischen ihrer und Chris’ Geschichte einen tieferen Zusammenhang gibt. In einem quid pro quo zwingt sie Chris dazu, dass sich beide ihre Leidensgeschichten vollständig offenbaren. Parallel montiert erschließt sich so das katastrophale Ausmaß des bis dahin nur bruchstückhaft skizzierten Leids.

Anders als Maggie ist Chris das Opfer seines eigenen ambivalenten Tuns, das im Spannungsfeld zwischen verdrängten sexualpathologischen Veranlagungen und den fürsorglich-väterlichen Gefühlen für das Mädchen Jenjira steht. Jens Albinus (The Boss Of It All, 2006) verkörpert Chris als verschlossenen und mit Schuldkomplexen überfrachteten Mann. Bemerkenswert dabei ist, dass Glasner die Ambivalenz dieses Charakters nicht direkt wertet. Wie schon in Der freie Wille will Glasner keine Antworten auf die dargestellten Verformungen der menschlichen Psyche geben, denn sein Interesse gilt offensichtlich vordergründig der Darstellung von Verwerfungen. Hier jedoch mit einem irritierenden Unterschied:
This is Love

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Anders als Der freie Wille, der durch ästhetische Reduktion auf jegliche stilistische Ausdeutung verzichtete, verwendet This is Love eine opulente Ästhetik. Die Bilder von Sonja Rom wirken bis in die Farbdramaturgie hinein größtenteils warm und lyrisch, die Musik von Julian Maas und Christoph M. Kaiser paraphrasiert und verstärkt deutlich aufkommende emotionale Zustände. Insoweit geht This Is Love über die distanzierte Betrachtung hinaus und verschiebt – gerade bei der Geschichte von Chris – die Ambivalenz einer gestörten Gefühlswelt auf die sinnliche Rezeptionsebene. Das verunsichert, denn es versetzt den Zuschauer ansatzweise auch in den Zustand verständnisvoller Mittäterschaft.

Am Ende mutet es nahezu zynisch an, wenn Matthias Glasner in seinen komplex konstruierten Personenporträts Schmerz, Leid und emotionales Elend quasi zu der titelgebenden These This Is Love verdichtet. Hier muss man dem Regisseur und Autor dringend die Ehrlichkeit seiner These unterstellen, um ihn nicht etwa eines manieristischen Ansatzes zu verdächtigen.
This is Love

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Matthias Glasners Film entlässt den Zuschauer verstört und mit einer Gemengelage aus Mitleid, Irritation und offenen Fragen. Aber gerade diese nahezu wertungsfreie Perspektive macht This Is Love am Ende zu einem starken, wenn auch schwer erträglichen Film.

Filmkritik von Robert Zimmermann http://www.critic.de/film/this-is-love-1851/



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