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Title Cinderella
Originaltitle: Cinderella
Regie: Kenneth Branagh
Darsteller: Cate Blanchett, Lily James, Richard Madden, Helena Bonham Carter, Nonso Anozie, Stellan Skarsgård, Sophie McShera, Holliday Grainger
Erscheinungsjahr: 2015
Land: USA
Stichwort: plötzlicher Tod
Release: 00.00.0000

Handlung
Ella wächst glücklich mit einem klugem Vater und einer liebevollen Mutter auf. Nach deren plötzlichen Tod heiratet der Vater wieder. Die neue Frau und ihre zwei garstigen Töchter erniedrigen Ella zur Dienerin. Alle zusammen leben in einem überalterten Schlösschen, das in einem bedeutungslosen Kleinstaat liegt. Ella wird zur Vollwaisen, als der Vater auf Reisen umkommt. Dem monarchischen Ministaat soll der Kronprinz mit einer guten Partie aufhelfen. Zuvor aber trifft er Ella im Wald und verliebt sich in sie. Obwohl die Stiefmutter alles daransetzt dem Prinz die eigenen Töchter schmackhaft zu machen und der altersschwache Monarch erst auf dem Sterbebett einlenkt, bekommt der Prinz seine Ella. Sie fährt in einer magisch zusammengezimmerten Kürbis-Kutsche vor, trägt Schuhe aus Kristall trägt und ist nicht auf den Mund gefallen.


Weitere Info
Unzuträglich
In Cinderellas Welt hinterlassen Unglück, Krankheit und Tod kaum Spuren.

Ella wächst glücklich mit einem klugem Vater und einer liebevollen Mutter auf. Nach deren plötzlichenTod nimmt sich der Vater eine neue Frau, die zwei hübsche aber garstige Töchter in die Ehe bringt. Man lebt in einem Haus, das einem überalterten Schlösschen gleicht und das in einem bedeutungslosen monarchischen Kleinstaat liegt. Ella wird zur Vollwaisen, als der Vater auf Reisen unvermutet stirbt. Dem Ministaat soll der Kronprinz mit einer guten Partie aufhelfen. Er trifft aber Ella im Wald und verliebt sich in sie ihrer Schönheit und ihrer patenten Reden wegen. Obwohl die Stiefmutter alles daransetzt, die eigenen Töchter zu verkuppeln und der altersschwache Monarch es gern anders hätte, bekommt der Prinz seine Ella, die in einer verwunschenen Kürbis-Kutsche vor seinem Märchenschloss vorfährt und Schuhe aus Kristall trägt.
So geht es märchenhaft und doch modern in der jüngsten „Cinderella“-Disney-Version Kenneth Branagh’s zu, der den vielen Varianten der Geschichte des Aschenputtels (Grimm) oder Aschenbrödels (Bechstein) eine neue hinzufügt. Der aus dem 17. Jahrhundert stammenden (Ur?)-Version nach wird ein vernachlässigtes und schikaniertes schönes und unendlich geduldiges Mädchen Braut eines Prinzen, dem sie beim Hofball aufgefallen ist. Die Liebe adelt und heilt alles…………..
Während die Gebrüder Grimm mancher Logik und Wahrscheinlichkeit Hohn sprechend eine Schwarz-Weiss-Geschichte erzählen, die dem Gang des wirklichen und wirklich ungerechten Lebens zum Verzweifeln ähnlich kommt, macht Ellas Hollywood-Geschichte eigentlich immer leicht nachvollziehbaren und modernen Sinn. Ellas Mutter gibt ihrer Tochter die rechte Lebensweisheit mit, die nicht veraltet heisst, sei schön, ertrage alles und heirate, sondern: Sei gut und tapfer! Der Vater holt sich nach gebührender Trauerzeit eine attraktive Witwe plus Töchter ins Haus, deren Gemeinheit er nicht recht mitkriegt, weil er auf Reisen geht und nie zurückkommt. Die Stiefmutter leidet nachvollziehbar an einem Angst- und Verlusttrauma, nachdem sie zwei ihre Existenz sichernden Männer verloren hat und zwei verzogene, deshalb schwer zu verheiratende Mädchen unterbringen muss.
Ella setzt zunächst Mutters erste Lebensregel um, wobei sie das kleine Glück mit Tieren und die grosse Gemeinheit der Menschen kennenlernt. Im zweiten Teil setzt sie sich mit Mut und Witz gegen eine verschworene Welt durch. Sie wartet durchaus nicht auf ihren Retter sondern rettet diesem den Thron und bewahrt ihn vor den vorhersehbaren Leiden einer reinen Vernunftehe.
Kenneth Branagh hat angeblich der Disney-Produktion einige Bedingungen gestellt, bevor er den Regieauftrag übernahm. Dazu gehörte vermutlich das OK zu einer Aschenputtel-Version, in der ein fähiges Mädchen provoziert von ihrer unberatenen Umwelt zeigt, was in ihr steckt. Manche moderne Frauenkarriere scheint ja diesem roten Faden zu folgen. Angela Merkel war für die Kohlriege „das Mädchen“ und Schröder fragte angespornt vom „Spiegel“: Kann sie es? Sie bewies allen Machos, sie konnte.
Der aktuellen, notgedrungen schmalspurigen Interpretation des Films in den Medien folgt vielleicht demnächst eine tiefergehende, wie sie Drewermann zum „Aschenputtel“ lieferte und mit der er dem gern übersehenen Satz aus der Grimm-Version Rechnung trägt: „Da wusch es sich erst Hände und Angesicht rein“……… (Eugen Drewermann, Vom Weg der Liebe, Patmos, 2011, S 15) Denn schon in Grimms Mäechen verhälrt sich Aschenputtel durchaus selbstbewusst – am Grab der Mutter zu profitabler Magie fähig - und nicht nur „Dulderin“. Ella, die neue Cinderella macht aus solchen Ansätzen eine feministisch durchaus akzeptable Herausforderung und aufs Ganze gesehen eine erfolgreiche Strategie.
Schade allerdings, dass Branaghs Image als Shakespeare-Interpret manchen Rezensenten - vom Regisseur sogar bestätigt – dazu verleitet, den Film in die Nähe von Shakespeare’s Dramen zu rücken. Mit dem zitierten König Lear hat Cinderella so wenig gemein wie mit dessen herzensguter Tochter Cordelia, die „mehr sein als scheinen“ auf ihren Schild geschrieben hat, aber dann die Misshandlung des Vaters keineswegs kampflos hinnimmt. Da sie im Kampf unterliegt, muss sie sie dann geschehen lassen.
Eher wäre ein Hinweis auf Thomas Manns Roman „Königliche Hoheit“ angebracht, der verschmitzt einen armen und ein wenig unbedarften, herzensguten Thronerben mit einer „Prinzessin“ der Hochfinanz geradezu verkuppelt. Zum Happy End kann es da erst kommen, wenn beide mehr aus sich gemacht haben als blosse Schein-Repräsentaten des jeweiligen Milieus.
Und ein wahres Happy End ist es dann doch nicht; denn der abtretende Herrscher ist ein Leidender und der strenge Erzieher, der den Prinzen im adligen Schein gefangen halten will, begeht nach Ankündigung der allzu opportunistisch- realistischen Fürstenhochzeit Selbstmord. Die Welt, in der Aschenputtels Vater die Brieftasche zückt und dem bankrotten Spielzeugland unter die Arme greift, ist ihm nicht erträglich.
Das Unglück, die Krankheit und der Tod gehören in Mann’s Cinderella-Version notgedrungen zum Glück der Auserwählten. Der Prinz hat eine verkrüppelte Rechte, sein Herrscherbruder ist so schwer krank, dass er sein Amt nicht ausüben kann, sein Lehrer zerbricht am Lauf der Dinge. "Cinderella" hätte Gelegenheit genug, die dunkle Seite des Lebens anklingen zu lassen. Doch sie treten zurück in der Film-Festfreude.
Das Märchen der Grimms lässt Aschenputtel immerhin jeden Tag am Grab der Mutter weinen. Und den gemeinen „Schwestern“ wird durchaus nicht verziehen. Beide hat der falsche Ehrgeiz dazu bestimmt, an den Füssen verkrüppelt durchs weitere Leben zu humpeln. Im Film stört sie kurzfristig nur ein zu kleiner Schuh. Die moderne Cinderella beweist durch Nachsicht nochmal eine naturgegebene Güte, die den Schwestern Aussicht auf Eheglück und der Mutter Hoffnung auf Erlösung von ihrem Trauma gibt.
Besonders auffällig – aber das klassische Hollywood hat den Filmzuschauer daran gewöhnt – ist das Fehlen des hinfällig Werdens vorm und im Tod. Die drei Figuren, ohne deren Tod die Geschichte nicht recht fortschreiten könnte, sterben nicht eigentlich. Sie hören sozusagen „nur“ auf zu leben. Die Gründe dafür werden so leicht und flüchtig angedeutet, dass der Zuschauer sie kaum realisiert. Cinderellas Mutter und des Prinzen Vater „entschlafen“ friedlich, betreut und betrauert im Kreis ihrer Lieben. Cinderellas Vater kommt einfach von einer Reise nicht mehr zurück.
Weder die antiken noch die modernen Märchen sind mit so wenig Dramatik zu vereinbaren. Um so enttäuschender ist dann, dass die Debatte um den Film in Fragen Unglück auf nichts Banaleres abhebt, als auf den Verdacht auf Anorexie und auf das die Ernährung betreffende Fehlverhalten der Hauptheldin bzw. ihrer Darstellerin. Der Film selbst ist dem realen Erleben seiner Besucher so sehr entfremdet, dass von Aussen Fragwürdiges an ihn herangetragen werden muss. Cinderella ist also als Vorbild schädlich. Ist einer Welt, die tagtäglich Schaden zu nehmen droht, eine durchgehend heile Märchenwelt nicht viel unzuträglicher? An der Stelle wird deutlich dass auch die besten Märchenfilm aus Disneyland, die emanzipiert und nicht verzuckert sein wollen, an die Realität und den verunsichernden Gehalt wirklicher Märchen nicht heranreichen.
Nachdem „Cinderella“ dieser Märchenwelt entfernt ist, kann sie zur Königin Hollywoods gekrönt werden, einem Land, in dem nur vorrübergehend Trauer angesagt ist.
24.3.2015 stefan heiner



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