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Title Eine neue Freundin
Regie: François Ozon
Darsteller: Romain Duris, Anaïs Demoustier, Raphaël Personnaz, Isild Le Besco
Erscheinungsjahr: 2013
Land: Frankreich
Stichwort: Transvestit, Koma, Unfall, Unfallfolgen
Release: 00.00.0000

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Trauern

Handlung
Claires Herzensfreundin Laura stirbt an den Folgen kurze Zeit nach der Geburt ihres ersten Kindes. Ihr Ehemann David ist untröstlich. Clair verspricht, sich um David und das Kind zu kümmern. Als sie diesen aber als Virginia, einen Transvestiten antrifft, durchläuft sie die ganze Skala von Schockiertsein bis Liebe und Eheglück. Sie verlässt ihren Ehemann Gilles und hat mit David-Virginia ein Kind; denn David ist nicht homosexuell, wie Gilles vermutet. Er liebt nur Claire. Beide kommen so über den Verlust von Laura hinweg.


Weitere Info
Davids Verwandlung ist erst dauerhaft und erfolgreich, nachdem dieser eine längere Zeit im scheinbar irreversiblen Koma verbringt. Ein Autounfall hat dieses bewirkt. David erwacht erst, nachdem ihm Claire "Virginias" Kleid auf dem Bett der Intensivstation angezogen hat.

Das Verwirrspiel der Geschlechterrollen fesselt. Bildlich wird es verschiedentlich in Szene gesetzt, Paul/Virginia ist im Spiegel so zu sehen, dass die Person verdoppelt ist. In einer Szene geht/läuft Virginia "gegen den Wind" / Strom. Sie hat eine tiefe Stimme, singt aber als Kastrat.
Nach dem Tod Lauras dreht es sich das Karussell in immer neuer Zusammenstellung. Unklar, was zum Tod Lauras geführt hat. Sie taucht einmal kurz im Rollstuhl auf. Ob dies etwas mit einer unglücklich verlaufenen Geburt zu tun hat?
Die Freundinnen Laura und Claire sind ein unzertrennliches Paar, aber kein lesbisches. Die Ehen der vier Protagonistren scheinen "glücklich", wenn auch Gilles sich ein wenig zu häufig beruflich entfernt, was später dem Liebespaar Claire und David genug Raum lässt, damit sie sich zum lesbischen Liebespaar Clair-Virginia wandeln können. Eine Zeitlang sieht es so aus, als wenn Claire mit David "fremd" ginge, nur ein wenig argwöhnisch beobachtet von Gilles. Das anzunehmen verführt den Zuchauer von Anfang an, die Abneigung Claires gegen "Virginia" und die (versprochene!) Sorge um David.
Unlar, ob real es eine homosexuelle Begegnung zwischen "Virginia" und Gilles gibt oder ob die entsprechenden Bilder nur der Phantasie von Claire entspringen. Der Abschluss des "Reigens" mit der von David schwangeren Claire ist zugleich Höhepunkt.
Hat es Ozon auf ein Sittenbild von heute abgesehen, in dem jede Grenze verschwimmt und Geschlechter nicht mehr nur von Rollen (Hausfrau, Berufstätiger, Kinderaufziehen, undefinierte Lustobjekte) sondern auch von organischer Beschaffenheit losgelöst erscheinen?
Bemerkenswert vielleicht, dass traditionelle Kategorien wie heterosexuell, lesbisch, homosexuell, transgender nicht mehr greifen. Die "alte Welt" sprach noch von Transvestiten. In der "Neuen Welt" sind diese zu einem eigenen Geschlecht geworden. In dieser Welt kann eine Frage wie "Brauchen wir drei getrennte Toiletten" echt genannt werden.
Die "Funktion" des Komas in diesem Film ist höchst komplex, wie ja meist in Filmen, die diese Szene einsetzen. Fast immer handelt es sich um die Nacht vor neuer Schöpfung sei es, dass der Aufwachende sein altes Leben mit ganz neuen Augen zu sehen beginnt, sei es, dass er sich in den inzwischen neu gewordenen Rahmen seines Lebens einzuordnen gezwungen ist, sei es, dass er sich endlich zu dem bekennt, der er vor dem Koma nicht recht sein wollte. Wie in diesem Film. (siehe dazu hier das Stichwort Koma mit seinen 27 Einträge.


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