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Title Aus dem Reich der Toten
Originaltitle: Vertigo
Regie: Alfred Hitchcock
Darsteller: James Stewart, Kim Novak, Barbara Bel Geddes
Erscheinungsjahr: 1958
Land: USA
Stichwort: Behindertenfilm, Agoraphobie, Platzangst
Release: 09.05.1958

Handlung
Der Polizist John „Scottie“ Ferguson verschuldet indirekt den Tod eines Kollegen, dem er wegen seiner Höhenangst nicht zur Hilfe kommen konnte. Gerade wegen seiner Agrophobie wird er von seinem guten Bekanten Gavin Elster als Leibwächter seiner Frau Madeleine angestellt, deren Sturz in den Tod er auch wieder nicht verhindern kann. Zu spät erkennt Scottie, dass sein Unglück inszeniert ist von dem Gattenmörder Elster und seiner Gehilfin Judy Barton, in die sich Scottie zudem noch verliebt hat.



Weitere Info
Zug um Zug entpuppt sich in diesem Film alles ein Werk des "Schwindels", alles als inszeniert:
Madeleine Elster, in die sich Scottie verliebt, ist in Wahrheit Judy Barton, die im Auftrag von Galvin die depressive "Selbstmörderin" spielt.
Carlotta Valdés ist ein Phantom, das nicht die falsche Madelein zum Selbstmord sondern den verliebten und leichtgläubigen in die Irre führt.
Madleines erste Rettung aus dem Hudson ist eine Falle, in die Scottie voller Leidenschaft springt, und mit deren Hilfe die zweite, ebenfalls falsche Notlage inszeniert wird, bei der Scottie versagt. Und in dem er versagt, lässt er den Plan Galvin Elsters gelingen.
Scotties Höhenangst und seine auf Madeleins falschen Selbstmord folgende Lethargie Scotties, eine seelische Schockstarre, ist die einzige krankhafte Reaktion im ganzen Filmgeschehen.
Scottie seinerseits wird zum grossen Ausstatter und Regiesseur der Wiedergeburt Madeleins auf der Basis einer verwandelten Judy Barton.
Was Elster mit Geld erreichte, gelingt Scottie durch Liebesentzug. Welches Mittel fraglicher ist, bleibt im Grunde offen. Judy gibt sich immer mehr selbst auf, wird, was sie nicht ist und nicht mehr sein will, begeht "Selbstmord".
Scottie, der nicht sie sondern ihr falsches Abbild fetischaft liebt (Kleider, Haartracht und Schmuck), zwingt sie schliesslich in Madeleines Rolle bis zum wirklichen Tod.
Auf dem Turm schliesslich verbinden sich Realität, Fälschung und Inszenierung zu einer tödlichen Mischung. Scottie scheint von seiner ursprünglich Phobie geheilt durch den Schrecken, der Judy/Madelein über den Rand der Brpstung treibt

Im Gespräch mit Truffaut zeigt sich Hitchkock besonders stolz auf die Trickeffekte, mit denen er auch im Zuschauer den Schwindel erzeugt zu haben meint. Der Film ist anderseits wie ein Sog angelegt, der den Zuschauer von Fälschung zu Fälschung zwingt und ihn an echte Gefühle glauben lässt grad da, wo nur Leidenschaft vorgespielt wird.


"Brian De Palma drehte mit Schwarzer Engel 1976 eine Hommage. Der Film spielte in Terry Gilliams Science-Fiction-Film 12 Monkeys aus dem Jahre 1995 eine nicht unwesentliche Rolle. Ebenso im Musikvideo Last Cup Of Sorrow (1997) der US-Rockband Faith No More: Hier wird eine leicht übertriebene Zusammenfassung des Films als Hommage mit den Bandmitgliedern nachgestellt." (Wikipedia)
zu "12 Monkeys" siehe hier.

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Erst durch die Wiederaufführung des lange Zeit zurückgehaltenen Films 1984 erhielt Vertigo die Würdigungen, die seinen Ruf aus heutiger Sicht bestimmen. Mittlerweile wird er als einer der besten Filme der 1950er Jahre bezeichnet und oft sogar als einer der besten Filme überhaupt neben Werke wie Citizen Kane von Orson Welles (1941) oder Stanley Kubricks 2001: Odyssee im Weltraum (1968) gestellt. 2003 erstellte die Bundeszentrale für politische Bildung in Zusammenarbeit mit zahlreichen Filmschaffenden einen Filmkanon für die Arbeit an Schulen und nahm diesen Film in ihre Liste mit auf. (Wikipedia)

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* In einer Szene des Films Der Kuß vor dem Tode aus dem Jahr 1991 sieht sich die Hauptdarstellerin Vertigo an. Sie sitzt auf der Couch, während sich ihr Ehemann nach einem Streit bei ihr entschuldigt. Die gesamte Szene im Glockenturm der Mission Dolores, bei der Scottie getäuscht wird, ist dabei zu sehen.
* In der Folge Der Heiratskandidat in der zweiten Staffel der US-amerikanischen Fernsehserie Die Simpsons läuft Direktor Skinner in ein höheres Stockwerk der Schule und wirft dabei einen Blick hinunter, wobei der „Vertigo-Effekt“ in Erscheinung tritt. (Wikipedia)

"Vertigo" ist der Schwindel, das falsche Spiel mit der Realität, den das Kino erzeugt und den des selbst darstellt.
Scottie sieht Madeleine erstmals in einer Bar und der Zuschauer sieht sie genau durch seine Augen. Er verliebt sich in Kim Novak und freut sich, als Scottie die Tote zum Leben erweckt.

"Zwei Szenen verdeutlichen die Nekrophilie vielleicht am besten. Als Scottie Madeleine aus dem Wasser fischt, bringt er sie nach Hause. Man sieht Kim Novak nackt im Bett liegen. Er muss sie also ausgezogen und nackt gesehen haben. Die andere Szene: Er fordert Judy auf, ihre Haare zu blondieren. Doch es fehlt noch etwas. Sie hat ihre Haare nicht, wie Madeleine, zum Knoten hochgebunden. »Was heißt das? Das heißt, fast steht sie nackt vor ihm, sie braucht nur noch den Slip auszuziehen.« Judy (»Gut, ich mach’s schon«) geht ins Bad. »James Stewart wartet. Er wartet darauf, dass sie diesmal nackt zurückkommt, bereit zur Liebe« (Hitchcock im Gespräch mit Truffaut). Zwei großartige Szenen, in denen Kim Novak und James Stewart ihr Können auf die Spitze treiben. Hitchcock filmt die Novak, wenn sie aus dem Bad kommt, in grünen Neonlicht, das von einer Reklame an der Außenseite des Hotels herein blinkt. Der Effekt: Judy erscheint wie eine Gestalt– zwischen ihrer Verkleidung zu Madeleine und kurz vor ihrer Demaskierung durch Scottie –, die aus dem Totenreich kommt. Das Medaillon, das Scottie dann wiedererkennt, fungiert als Auflösung dieses Scheins." ( Ulrich Behrens, 2002 http://www.filmzentrale.com/rezis/vertigo.htm)



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