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Title Questioni di cuore
Originaltitle: Questioni di cuore
Regie: Francesca Archibugi
Darsteller: Kim Rossi Stuart, Antonio Albanese, Micaela Ramazzotti
Erscheinungsjahr: 2009
Land: Italien
Stichwort: Herzinfarkt
Release: 17.04.2009

Handlung
Angelo, ein Automechaniker und Alberto, ein bekannter Schriftsteller in Krise, treffen sich erstmals auf der Intensivstation eines römischen Krankenhauses. Beide wurden wegen eines Herzinfakts eingeliefert. Trotz der unterschiedlichen "Lebenssphären" werden sie Freunde. Die Ärzte geben Angelo nur noch kurze Zeit zu Leben. Alberto wird nach seinem bald darauf erfolgenden Tod die Vaterstelle in seiner Familie übernehmen. Nachdem er einen neuen Lebenssinn gefunden hat, überwindet Alberto auch seine Schreibhemmungen.


Weitere Info
Krankheit macht gleich. Der "doppelte" Herzinfarkt ist hervorragend als Motor der Filmerzählung eingesetzt. Er erklärt die plötzliche Gleichmacherei und die aufkeimende Freundschaft, die etwas vom starken Fronterlebnis hat. Das schweisst ja bekanntlich sozial unmögliche Männerfreundschaften zusammen. Dass der Effekt anhält wird einmal durch die Schreib- und Sinnkrise Albertos begründet und dann durch die dem "Proleten" aufgezwungene Erkenntnis ermöglicht, dass seine streitsüchtige und liebenswürdige Familie bald einen "neuen" Ernährer brauchen wird.
Archibugi vertraut der durch den Ernst einer Krankheit angestossenen Dynamik zu sehr. Mit Sinn für Ironie "integriert" sie ein Mitglied der sinnenfreudigen und zuweilen sinnleeren römischen "intelligencia" in eine "proletarische" Umwelt - statt umgekehrt vorzugehen.
Das Proletarische daran ist weniger dem sozialen Status eines Industriearbeiter als vielmehr einer stark idealisierten römischen Vorortwelt zu verdanken, wie sie einst Pasolini's Film"forschung" erkundete. Archibugi bereichert dies Ambiente Jahrzehnte später realitätsnah und doch wieder verklärt mit Ausländerproblematik.
Am stärksten bleibt Archibugi der römischen Filmsicht auf die Dinge (Roma cittá aperta, Dolce vita, Accatone) verhaftet, wenn sie Angelos "Freundeskreis" lautstark in die Intensivstation schickt. Stefania Sandrelli und Carlo Verdone spielen da sich selbst, was peinlich wirkt. Es ist als hielte Archibugi ihre Drehbuchkonstruktion doch nicht für tragfäig genug. Sie holt sich Kollegenunterstützung. In jedem fall sieht es so aus, als könne und wolle sie sich nicht lösen aus dem typisch römischen Filmdisput um liebenswürdige Hemdsärmeligkeit, Beziehungskisten und mediterrane Familienidylle.

Der Film verführt mit dem "roten Faden" Herzinfarkt leicht zu einem Sturzbach an Herzmetaphern wie das folgende Zitat aus einer Rezension zeigt: "Herzensangelegenheiten" (Filmtitel: Questioni di cuore) zeichnet eine elektrische und einfühlsame Aktivität zweier Herzensfreunde auf, die den Schmerz auf sich genommen haben, ohne ihn zu bypassieren.

Eine kleine Notiz am Rande verdient der Defebrilator (Herzstimulierer), der nach bester ER-Manier ins Spiel gebracht wird, als Angelos Herz kurzfristig aussetzt. Wer weiss, ob der medizinische Laie vor Beginn der amerikanischen"Notaufnahme"-Serie den Nutzen des Geräts im Flug begriffen hätte!
Auch Archibugi verwechselt - diesmal in bester Krankenhaus-Serien-Manier - die real existierende Notaufnahmenszenerie mit einem Filmset. Natürlich ist es nicht ausgeschlossen, aber es ist höchst unwahrscheinlich auch (oder gerade?) in italienischen Krankenhäusern, dass dort clownhafte Auftritte und ausgedehntes Fraternisieren zugelassen ist. Eine Notaufnahme mit ausgedehnter Glaswand gegen den Korridor hin, in dem sich die Angehörigen und Freunde fussball-fan-artig produzieren können, ist ebenso unwahrscheinlich.

Da das Mehrbettzimmer auch in italienischen Krankenhäusern durchaus üblich ist, hätten alle Szenen dorthin und dann viel freier und realistischer verlegt werden können. Aber natürlich hätte dann das Spektakuläre gefehlt - und womöglich hätte dann die gesamte Drehbuchkonstruktion nicht mehr funktioniert.

Es wäre ja durchaus denkbar gewesen, dass der selbstverliebte Schriftsteller mit der begüterten Freundesclique ein privat zu zahlendes Einzelzimmer für sich in Anspruch genommen hätte. Ende der Verbrüderung zweier konträrer und durchaus nicht komplimentärer sozialen Figuren. Der Proletkult versteht es eben unter immer neuen Gewändern vom "Tod duirch Herzinfarkt" wieder aufzuerstehen.


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